KRAN® Information

KRAN® Komplexe ressourcenorientierte Aphasietherapie und NLP

1. Einleitung

KRAN® wurde in über zehnjähriger Praxis für die Aphasietherapie entwickelt. Angeregt durch die Veröffentlichungen von Eva Becker „Ich sehe deine Sprache, wenn du schweigst – Aphasietherapie und NLP“ und Robert H. Brookshire „Aphasie – Eine Einführung in die neurologischen Grundlagen, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden“ erarbeitete die Logopädin Dagmar Böhm die ersten Themen und Arbeitsblätter für betroffene Aphasiker in der Klinik. Diese Therapiebausteine waren zunächst für Patienten mit motorischen Störungen konzipiert. Sehr schnell erweiterte sich das Material und nahm an Komplexität zu. Die zugrunde liegende Diagnostik wurde detaillierter, der wissenschaftliche Hintergrund und die linguistischen Inhalte spezifiziert und strukturiert. Immer standen die individuelle Störung und die Ressourcen des Betroffenen im Vordergrund. Das Material wurde bald bei allen Schweregraden einer Aphasie eingesetzt.

Alle involvierten Therapeuten nahmen an zahlreichen Weiterbildungen in den Bereichen Neurologie, Diagnostik, Linguistik, Phonetik, Aphasiologie, Kommunikation und NLP teil. Letztlich ist es ihrer Bereitschaft und ihrem Engagement zu verdanken, dass für Betroffene und Therapeuten dieses Material zur Verfügung steht. KRAN® wird seither in Einzel- und Gruppentherapien mit Aphasikern erfolgreich eingesetzt. Bald folgten die ersten Seminare.
KRAN® ist als Name für eine Therapiemethode bzw. einen Therapieansatz geschützt (Wort-Bild-Marke KRAN).

KRAN® kann selbstverständlich jederzeit von Therapeuten ohne NLP-Kenntnisse eingesetzt werden. Auch dann ist es ein effektiver Therapieansatz. Der Gedanke des NLP ist wünschenswert, er ist aber keine zwingende Voraussetzung.

1.1. Aufbau der KRAN-Module

Charakteristisch für KRAN ist die Ermöglichung intensiven Arbeitens an jeweils einem semantischen Feld, da sich alle Module begrifflich und bildsemantisch an einem hochgradig alltagsrelevanten Wortfeld orientieren. Das Material KRAN® ist so konzipiert, dass jede Therapeutin damit ganzheitlich und störungsspezifisch arbeiten kann. Es ist sowohl in der Klinik als auch im Praxisbetrieb optimal einsetzbar, flexibel und ansprechend gestaltet. Jedes KRAN-Modul besteht aus einem Arbeitsordner, einem Koffer mit acht Kartensätzen und dem memo-KRAN-Spiel. Der formale Aufbau der Module gleicht sich hierbei.

Die Arbeitsordner bieten neben diesem Manual umfassende Arbeitsblätter zu den Übungsbereichen Nomen, Nomina Komposita, Semantik, Verben, Sätze, Adjektive, Texte, Ortsbestimmungen, Artikel und Transfer mit vielseitigen Aufgabenstellungen. Die Inhalte sind so konzipiert, dass sie für Aphasien aller Schweregrade einsetzbar sind. Ein weiterer und wichtiger Bestandteil sind praxiserprobte und geeignete Screeningbögen. Sie umfassen Benennleistungen, Lesesinnverständnis, Schreibleistungen und das auditive Sprachverständnis zur Einschätzung der sprachlichen Leistungen. Sie erleichtern, strukturieren und dokumentieren die Verlaufsform der Aphasie und den Therapiestand. Sie bilden die Grundlage für Arztberichte und die Zielbestimmung in der Aphasie-Therapie.

Der Therapiekoffer bietet zwei DIN A4-formatige Fotografien zur panoramaartigen Darstellung der Themen, entsprechende Einzelbilder in zwei Boxen als Wort-Bild-Karten und als Fotokarten sowie ergänzend acht Kartensets zu den Inhalten Nomen, Zeichnungen, Artikel, Worterkennung, Verben, Adjektive, Nomina Komposita und ein Quartettspiel an. Die Zeichnungen und Fotografien sind speziell für KRAN® hergestellt worden. Sie sind für den erwachsenen Patienten konzipiert.

Jedes Arbeitsthema wird durch drei weitere Module komplettiert:

memoKRAN®
Enthält 24 Wortkarten und 48 (2 x 24) Fotobildkarten und ermöglicht Bildpaaraufgaben mit der Kombination Bild-Wort-Paar oder Bild-Bild-Paar.

lottoKRAN®
Enthält sechs Grundplatten mit 216 (12 x 18) Foto-, Bild- und Schriftkarten. lottoKRAN® kann mit seiner Komplexität dem jeweiligen Leistungsstand der Spieler in den Bereichen „Merkspanne“, „auditive und visuelle Aufmerksamkeit“, „Satzbau“ und „grammatische Strukturen“ individuell angepasst werden.

KRANkommunikation®
Enthält 10 farbige A5 Foto-Bildpaare und die darauf aufbauenden Kommunikationskarten. Das Material aktiviert u.a. die Sprachkompetenz, Gedächtnisleistung und sprachsystematische Fähigkeit in der Einzel- und Gruppentherapie.
Materialtipps: Als ergänzendes Therapiematerial werden die Buchstaben ABC-Box, die Foto- und Bildboxen und eine Lemniskate (Liegende Acht) aus Holz empfohlen. All diese Materialien sind über ProLog erhältlich.

2. Leitfaden zu KRAN®

K – Komplexe
R – Ressourcenorientierte
A – Aphasietherapie und
N – NLP

2.1. Komplexität und KRAN®

Unsere Sprache zeichnet sich durch ein hohes Maß an Komplexität aus. Voraussetzung für das Verstehen, Produzieren und Interpretieren von Sprache ist das Erlernen, Speichern und Abrufen von Merkmalen, Symbolen und Inhalten sowie das Denken in Modellen. Bedingung hierfür sind unsere sensorische Lernerfahrungen und Leistungen.

Bei KRAN® steht die Integration aller Sinnesmodalitäten stets im Vordergrund. KRAN® steht für die Sensorische Integration mit VAKOG (vgl. NLP Work Book, O’Connor, S. 117): NLP definiert die kinästhetischen Eindrücke als eines der fünf Repräsentationssysteme:

  • V visuell
  • A auditiv
  • K kinästhetisch
  • O olfaktorisch
  • G gustatorisch

KRAN® verknüpft in der Aphasietherapie die Informationen über den Input unserer Sinneskanäle bei der Erarbeitung bzw. Wiedererkennung sprachlicher Modalitäten. Der visuelle, auditive und kinästhetische Kanal sind dabei am dominantesten. Sie ergeben ein dreiteiliges sensomotorisches Netzwerk, bestehend aus: Input, Verarbeitung und Output. Je mehr Informationen zur Verfügung stehen, desto mehr Flexibilität im Handeln ist möglich. In der Aphasietherapie ist es notwendig, noch erhaltene Modalitäten als Initial zu nutzen. Über den gezielten auditiven Input kann man so zum Beispiel den Zugriff auf den visuellen Wortspeicher finden. KRAN® koppelt diese Informationen mit hochfrequenten, visuell angebotenen semantischen Informationen in Form von Bildmaterial.

2.2. Ressourcenorientierung und KRAN®

Nicht die Reduktion auf Defizite, sondern die Integration aller vorhandenen Ressourcen steht im Fokus. Erreichbare Ziele initiieren einen Prozess der Veränderung. Ressourcen ebnen den Weg zu patientenorientierten, individuellen und wirkungsvollen Coping-Strategien. Persönliche Ressourcen sind Erfahrung, Ausdauer, Stärke, Flexibilität, Fröhlichkeit, Vertrauen, Humor, Klugheit …

Sprachliche Ressourcen sind alle individuellen Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Schreiben, Verstehen und Sprechen. KRAN® stärkt die vorhandenen Ressourcen des Betroffenen. Es ist keine defizitorientierte Therapie, sondern ermöglicht eine individuelle und flexible Therapieplanung mit dem Arbeitsschwerpunkt auf dem bevorzugten individuellen Repräsentationskanal: „Ressourcen nutzen statt Fehler suchen!“

2.3. Aphasietherapie und KRAN®

Das Aphasiematerial KRAN® ist wie folgt strukturiert:

Nomen

  • Einsilber, Zweisilber, Mehrsilber
  • lautrein und regelhaft
  • hochfrequent
  • Concreta, Abstracta
  • Oberbegriffe
  • Nomina Komposita
  • Fremdwörter

Verben

Sätze

  • Obst essen (Nomen / Verb-Kombination)
  • SP-Sätze (Ich esse.)
  • SPO-Sätze (Ich esse Obst.)
  • erweiterte SPO-Sätze
  • Haupt- und Nebensätze
  • Fragesätze
  • wörtliche Rede

Adjektive

Artikel

Texte

  • mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen
  • Einbeziehung aller sprachlichen Modalitäten
  • Übungen zur Dyskalkulie, Merkspanne und Konzentration

KRAN® bietet dem Therapeuten hochwertiges, auf die individuellen sprachlichen Symptome einer Aphasie abgestimmtes Therapiematerial. Durch die starke semantische Ausrichtung und visuelle Prägnanz des Materials wird der kommunikative Aspekt der patientenorientierten Aphasietherapie mit einbezogen. Hochfrequente und alltagsorientierte Therapieinhalte integrieren einerseits noch vorhandene semantische Fähigkeiten und deblockieren andererseits bestehende semantische Störungen. KRAN® versteht sich als eine kombinierte linguistisch-kommunikative Aphasietherapie mit der optionalen Integration verschiedener Elemente aus dem NLP und der NLP-Rechtschreibstrategie.

2.4. NLP und KRAN®

Was ist NLP – Neurolinguistisches Programmieren?

Neuro steht für unser neurologisches System. NLP basiert auf dem Wissen, dass wir die Welt durch unsere Sinne erfahren. Diese vielfältigen sensorischen Informationen lösen einen gewaltigen Informationsfluss in uns aus, getragen von einem umfangreichen neuronalen Netzwerk. Bei jedem Denkprozess ist unser Nervensystem und damit unser Körper beteiligt. Kenntnisse über seine Funktionsweise und seine Reaktionen geben wichtige Hinweise für Lern-Prozesse. Wichtig für den Therapeuten ist, dass sich die neuronalen Netzwerke durch Aktivierung neu entwickeln und bilden können. Der Patient ist an der Verknüpfung und Stabilisierung seiner Nervenbahnen aktiv beteiligt. Jedes menschliche Verhalten ist das Ergebnis von komplexen neurologischen Prozessen.

Linguistisch steht für die Sprache. Wir setzen unsere Sprache bewusst oder unbewusst ein, um mit der Welt zu kommunizieren. Unsere erlebten Erfahrungen, Gedanken und Gefühle werden von uns Menschen in Worten und Handlungen ausgedrückt. Wir versuchen, uns mittels Sprache anderen Menschen mitzuteilen. Die Sprache ist ein Spiegel unserer Emotionen und Bedürfnisse.

Programmieren ist ein Begriff aus der Computer-Sprache und bedeutet, dass man für einen Computer ein Programm aufstellt, damit er mit klaren Instruktionen versorgt ist. Programmieren steht in diesem Zusammenhang für die verschiedenen inneren Prozesse, die es uns ermöglichen, unsere Gedanken, unser Verhalten und unsere Wahrnehmung zu organisieren. Diese inneren Programme sind erlernt und geübt. NLP zeigt, wie Erfahrungen neu kodiert und programmiert werden können, um gewünschte Ziele zu erreichen. NLP beobachtet und erforscht die subjektiven Erfahrungen und damit auch die individuellen Reaktionen und Fähigkeiten des einzelnen Menschen. NLP hilft somit dem Therapeuten, den Zugang zu den kognitiven und emotionalen Verarbeitungssystemen des Patienten zu finden. Ebenfalls ist NLP ist eine zielorientierte Methode, die sich stets mit folgender Fragestellung befasst:

  • Was sind die Ziele des Patienten?
  • Wie kann er die Ziele erreichen?
  • Was braucht er, um diese Ziele zu erreichen?
  • Wie sieht es aus, wenn er sein Ziel erreicht hat?

Das Kommunikationsmodell NLP basiert im Wesentlichen auf dem Prozess des Modellierens herausragender Fähigkeiten (Ressourcen). NLP beobachtet, wie der Patient die Informationen verarbeitet, die von außen an ihn heran getragen werden, sein nonverbales Feedback und die angewandten Sprachmuster sehr genau und leitet dann geeignete Strategien ab. Wichtig neben dem „Was vermittle ich?“ (dem strukturierten Inhalt des Aphasiematerials) ist das „Wie vermittle ich?“ (die Methode / Lernstrategie). NLP gibt dem Therapeuten das notwendige Handwerkszeug – die Tools –, um bessere und zielgerichtete Kommunikationsmethoden zu entwickeln. Es erleichtert das individuelle Arbeiten.

Säulen der NLP-gestützten Aphasie-Therapie sind:

  • Struktur des Lernens (ist die Integration aller am Lernprozess beteiligten Modalitäten wie z.B. Motivation, Ressourcen, Selbstbestimmung)
  • Repräsentationssysteme (sind unsere Wahrnehmungssysteme oder sensomotorischen Komplexe
  • Zugangshinweise (von außen sichtbare Hinweise auf das bevorzugte Repräsentationssystem)
    • wohlgeformte Zieldefinition (Ziele sollten stets in einem genauen Kontext stehen, positiv formuliert, ökologisch und überprüfbar sein)
    • spezifische Lernstrategien (sind Lernwege auf der Basis der sinnesspezifischen Wahrnehmung, eindeutiger Zielorientierung, Ressourcenintegration und Flexibilität)
    • Interventionstechniken (sind Techniken, mit denen ich bewusst ein Problem definiere, dieses in einen anderen Kontext setze und somit die Wahrnehmungsperspektive verändere)
    • Metaphern (sind Analogien oder Geschichten, mit denen unser Wissen und unsere Erfahrung von einem Kontext in den anderen übertragen werden)
    • Submodalitäten (sind die Bestandteile oder die Qualitäten, die die Repräsentationssysteme präziser beschreiben, wie z.B.: im visuellen Kanal die Tonhöhe, die Lautstärke, der Rhythmus, das Tempo)

KRAN® integriert aktiv diese Möglichkeiten des NLP in der Therapie. Es ist lohnend, NLP in die Arbeit mit Patienten und Angehörigen einzubeziehen; eine ziel- und klientenorientierte Arbeit wird sich entwickeln.

NLP ist ein Weg, Lösungen zu finden und immer neue kreative Möglichkeiten zu entdecken, um das Ziel zu erreichen, das der Patient wirklich braucht. Somit ist NLP ein wichtiges Modul von KRAN®.

KRAN® ist dennoch so flexibel konzipiert, dass es jederzeit auch von Therapeuten ohne NLP-Kenntnisse eingesetzt werden kann. Das sensorische System integriert alle Wahrnehmungs-Ebenen. Es spiegelt die Modalitäten der fünf Sinne. Die Zugangshinweise sind alle nach außen sichtbare non-verbale Hinweise, die den Therapeuten erkennen lassen, in welchem Repräsentationssystem sich der Patient befindet. Die NLP-gestützte Aphasietherapie stärkt die individuellen Strategien des Patienten, mit denen er in seinem Sprachsystem arbeitet. Neben den komplexen Strategien z. B. der Worterkennung und Laut-Graphem-Konversion arbeitet NLP auch mit Metaphern. Dies sind Geschichten, Analogien und Vergleiche. Die Funktion der Metaphern besteht darin, das erworbene Wissen von einem Kontext zum anderen zu übertragen. Wichtig ist ebenfalls die Fragestellung: Was will, was kann ich erreichen? Fragen tragen dazu bei, gewünschte Zielvorgaben zu klären. Es ist wichtig, zu wissen, was man will und was realistisch ist, um eine entsprechende Fokussierung und Richtung zu erlangen. Die Repräsentationssysteme werden auch als Wahrnehmungs-Ebenen bezeichnet, mit denen wir die Umwelt und unsere Sprache wahrnehmen und verarbeiten. Durch die Zugangshinweise, die nach außen hin sichtbaren non-verbalen Hinweise, erkennen wir, in welchem System wir uns befinden bzw. arbeiten. So erarbeiten und nutzen wir individuelle Strategien, um Sprache zu fördern. Durch die intensive Arbeit mit dem Ablauf dieser Strategien und dem Ablauf der Submodalitäten der Repräsentationen (Helligkeit, Tonhöhe, Farbe, Bewegung…) lassen sich Änderungen aktivieren.

3. Lerntheoretische Hintergründe

3.1. KRAN®-Repräsentationssysteme

Repräsentationssysteme sind Modalitäten, in denen wir Informationen aufnehmen, abspeichern und in unserem Gehirn kodieren. Das Repräsentationssystem spiegelt das individuelle Erfahrungs- und Speichermodell. Die inneren Vorgänge und Zustände werden durch die Repräsentationssysteme dargestellt. Physiologien sind deutlich erkennbar.

Die Repräsentationssysteme werden auch als Wahrnehmungssysteme oder Wahrnehmungsebenen bezeichnet, mit denen wir unsere Umwelt aufnehmen. Es sind die Modi der fünf Sinne: das Sehen (visuell), das Hören (auditiv), das Fühlen (kinästhetisch), das Riechen (olfaktorisch) und das Schmecken (gustatorisch) – abgekürzt VAKOG.

Im NLP wird der Ausdruck kinästhetisch in einem sehr weiten Sinn verwendet. Er umfasst jede Art von Gefühlen und Emotionen, alle Arten von körperlichen Eindrücken auch das Berühren. Kinästhetik im NLP bezeichnet den Gesamtbereich der Körperempfindungen. Kinästhetik ist eines der fünf Sinneskanäle (im NLP Modalitäten genannt). Alle mentalen Operationen bauen auf diesen Repräsentationssystemen auf. Als Resultat der individuellen Anwendungen der Repräsentationssysteme nimmt jeder die Welt auf eine ganz bestimmte Art wahr. Jeder Mensch entwickelt sein eigenes Modell der Welt. Dieses Wissen um die verschiedenen individuellen Modelle ist Basis für die Therapieplanung.

3.2. KRAN® und spezifische Lernstrategien

KRAN® integriert einzelne Elemente aus der NLP-Rechtschreibstrategie. Die NLP-Rechtschreibstrategie wurde von Pädagogen zunächst für die LRS-Therapie entwickelt. Diese Strategie basiert auf dem Zugang des visuellen Erinnerns, wie er im NLP definiert wird. Unter „visuellem Erinnern“ versteht man z. B. das Abrufen aller visuell abgespeicherten Bilder von Gegenständen, Handlungsabfolgen bis zu den Graphemen, den Wortformen usw. Die Strategie ist ein fortlaufender Prozess, z. B. vom visuellen Erinnern Ver zur Kinästhetik K+ der abschließenden Graphomotorik.

Ziel der NLP-Rechtschreibstrategie ist es z. B., das Wortbild visuell abzuspeichern. Dieser Input wird dann z. B. mit der weiteren auditiven Information gekoppelt. Schritt für Schritt baut sich ein komplexes Netzwerk an Informationen auf. Die einzelnen Zwischenschritte werden immer individuell auf den Patienten abgestimmt. Der Einsatz dieser spezifischen Lernstrategien setzt beim Therapeuten einen wertschätzenden Umgang mit dem Patienten voraus.

Hier aufgeführt sind die einzelnen Elemente und die dafür verwendeten Kürzel:

V – visuell
Vi visuell internal (was man innerlich sieht)
Ve visuell external (was man im außen sieht)
Vier visuell internal erinnert (erinnerte Bilder)
Vik visuell internal konstruiert (konstruierte Bilder)
Vd visuell digital – man sieht Wörter (kann konstruiert oder erinnert sein)
A – auditiv
Ai auditiv internal (was man innerlich / im Inneren hört)
Ae auditiv external (was man von außen hört)
Aier auditiv internal erinnert (erinnerte Geräusche / Laute)
Aik auditiv internal konstruiert (konstruierte Laute, die man nie gehört hat)
At auditiv tonal (Töne / Geräusche, die man hört)
Ad auditiv digital (Worte, die man hört)
Aid auditiv innerer Dialog (Selbstgespräch)
K – kinästhetisch (vgl. NLP Work Book, O’Connor, S. 117)
Ki kinästhetisch internal (was man innerlich fühlt)
Ke kinästhetisch external (das äußere Körperbewusstsein)
Kier kinästhetisch internal erinnert (was man sich erinnert, gefühlt zu haben)
Kik kinästhetisch internal konstruiert (was man sich vorstellt zu fühlen)
K+ kinästhetisch positiv (ein behagliches, angenehmes Gefühl)
K- kinästhetisch negativ (ein unbehagliches, unangenehmes Gefühl)

Für die NLP-Rechtschreibstrategie ist der visuelle Kanal sehr wichtig. An den visuellen Input koppeln sich z.B. auditive Informationen wie Töne, Klänge, Laute, Sprachmelodie.

3.3. KRAN® und interhemisphärische Kohärenz / Lemniskate

Der Mensch besitzt zwei Gehirnhälften, wobei die rechte Hemisphäre für Funktionen der linken Körperseite zuständig ist und die linke Hemisphäre für die der rechten Körperseite. Das Corpus callosum ist eine dichte Ansammlung von Nervenfasern, die die beiden Hälften miteinander verbindet und den Informationsaustausch zwischen beiden gewährleistet. Beide Hemisphären verarbeiten dabei die Informationen unterschiedlich. Während (beim rechtshändigen Menschen) die linke Hemisphäre Informationen seriell, das heißt nacheinander verarbeitet, sich an Reihenfolgen orientiert und damit je nach Inhalt auch langsamer arbeitet, geht die rechte Hemisphäre parallel vor. Sie erfasst in komplexen Bildern und verarbeitet Informationen damit gleichzeitig. Dadurch kann sie Informationen anders verarbeiten als die linke Hemisphäre.

Im therapeutischen Setting der Aphasietherapie werden zum größten Teil linkshemisphärische Fähigkeiten trainiert, was mitunter eine einseitige Ausrichtung auf seriell-sprachliche Informationsverarbeitung bedeuten kann. Oft werden rechtshemisphärische Elemente wie Kreativität und holistische Aufnahmefähigkeit dadurch begrenzt. Symptomatisch ist das Phänomen, dass viele Lerninhalte nicht den Transfer in den Alltag finden. Viele Therapeuten stellen sich heute immer mehr diesen Erkenntnissen und suchen nach Möglichkeiten, um ganzheitliches Lernen zu vermitteln. Dabei ist es wichtig, nicht im isolierten Aufbau von rechtshemisphärischen Strukturen steckenzubleiben. Lernmethoden sollten so ausgerichtet sein, dass sie die Beteiligung beider Hemisphären zulassen. Die rechte Hemisphäre, die bildhaft, emotional und ganzheitlich-komplex Informationen aufnimmt und verarbeitet, kann in synchroner Zusammenarbeit mit der linken Hemisphäre, die sequenziert analysiert und auswählt, den Zugang zu neuen Potentialen ermöglichen. Neue kreative Denkstrukturen können sich entfalten, lebendiges, dauerhaftes und teilhabeorientiertes Lernen wird möglich. Die Fähigkeiten der rechten und linken Hemisphäre zu integrieren bedeutet intellektuelles, kreatives und persönliches Entwickeln. Der interhemisphärische Informationstransfer stellt einen zentralen Mechanismus dar. Da beide Hemisphären parallel und teilweise unabhängig voneinander Prozesse aktivieren ist dieser Austausch notwendig. Die einzelnen Leistungen des bilateralen Systems werden koordiniert.

4. Schlusswort

Das Material KRAN® bietet dem Therapeuten ein großes Materialangebot für die Aphasietherapie, das aber stets individuell für den Patienten zusammengestellt werden sollte. Das Programm lässt sich immer weiter ausbauen und für die einzelnen unterschiedlichen Bedürfnisse ergänzen. Darüber hinaus unterstützt KRAN® eine respektvolle und wertschätzende Haltung des Therapeuten gegenüber dem Patienten. Die Elemente des NLP sollen ermuntern, den Patienten und seine Physiologie genau zu beobachten. Sie lassen erkennen, welchen Weg Patient und Therapeut in der Therapie gemeinsam gehen können.

Ich wünsche allen Patienten und Therapeuten eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.

5. Literaturverzeichnis

  • A. Bauer und P. Auer, Aphasie im Alltag, Thieme Verlag, Stuttgart, 2009
  • Eva Becker, Ich sehe deine Sprache, wenn du schweigst, Junfermann Verlag, Paderborn, 1993
  • Robert H. Brookshire, Aphasie – Eine Einführung in die neurologischen Grundlagen, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1983
  • J. Cholewa und S. Mantey, Grammatische Grundlagen für die Sprachtherapie, Urban & Fischer, München, 2007
  • Joseph O’Connor, NLP das Work Book, VAK Verlags GmbH, Kirchzarten 2006
  • W. Huber, K. Poeck und L. Springer, Klinik und Rehabilitation der Aphasie, Thieme Verlag, Stuttgart, 2006
  • A. Kotten, Lexikalische Störungen bei Aphasie, Thieme Verlag, Stuttgart, 1997
  • Luise Lutz, Das Schweigen verstehen, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg, 1992
  • Klaus H. Schick, NLP & Rechtschreibtherapie, Junfermann Verlag, Paderborn, 2004
  • M. Schöler und H. Grötzbach, Aphasie – Wege aus dem Sprachdschungel, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg, 2002
  • Jürgen Tesak, Einführung in die Aphasiologie, Thieme Verlag, Stuttgart, 1997